G-Lader G60

G-Lader Gehäusehälften

Der G-Lader Motor basisiert auf der wohl berümtesten Motorbaureihe, dem EA 827 Motor von Audi aus dem Jahre 1974 !
Die Ausführung, die beim Corrado eingesetzt wurde, entspricht dem Golf GTI-Motor der 827er Baureihe des 2er Golf - allerdings mit einigen Modifikationen. Zylinderkopf nebst Dichtung, verstärkter Zylinderkopfdichtung, Pleuelverstrebung und Kolbenböden, geschmiedete Kurbelwelle, Ventilsitze und natriumgekühlte Auslassventile und weitere Maßnahmen wurden verändert um den höheren Belastungen Stand zu halten.

Der G-Lader wird der Gruppe der Kompressoren zugeordnet. Von einem Keilriemen angetrieben, rotieren in dem spiralförmigen G60-Gehäuse, zwei exzentrisch gelagerte spiralförmige Verdränger. Ihre gegenläufige Unwucht erzeugt komprimierte Luft, die in die Motorbrennräume gepresst wird. Bei einer Motordrehzahl von 5800U/min beträgt die Drehzahl am G-Lader ca. 11.000 U/min. Ein Turbolader dreht dabei mit ca. 100.000 U/min. fast 10 mal so schnell. Der G-Lader verbraucht durch den Antrieb von der Kurbelwelle, allerdings selbst ca. 18 PS (bei Nenndrehzahl). Die Ansaugluft wird fast über den gesamten Drehzahlbereich auf 0,7 bar verdichtet und ein Ladeluftkühler senkt die erhitzte Luft um ca. 55 Grad ab. Im Teillastbereich wird ein Teil der komprimierten Luft drucklos zur Ansaugseite zurückgeleitet.


G-Lader komplett demontiertDie Grafik wurde freundlicherweise von Norbert Fässler zur Verfügung gestellt

Ab Modelljahr 91 wurde beim Corrado die Laderübersetzung geändert, die Kennfeldzündung überarbeitet, eine kürzere Achsübersetzung und ein Metallkat eingebaut. Das Ergebnis ist ein früheres Ansprechen des Laders und ein um ca. 7% höheres Drehmoment, außerdem wird bei Verwendung von Super Bleifrei Plus das Leistungspotential optimal ausgeschöpft.

Die angebliche Störanfälligkeit der G-Lader hat Gründe, die nicht durch die Konstruktion/Fertigungsqualität verursacht sind. Der G-Lader ist ein mechanisches Teil und deshalb unterliegen einige Teile auch einem Verschleiß. Wenn die Verschleißgrenze erreicht ist, ist der Austausch der Verschleißteile wie Dichtschienen, Lager, Simmerringe, Wellfedern und Zahnriemen, dringend erforderlich.

Auch das Tunen, oder besser gesagt das Basteln mittels kleinerem Laderrad birgt große Gefahren für die Haltbarkeit des Spiralladers. Bei einem Ladedruck von über 0,8 bar muss man auch eine erhebliche Motormehrbelastung in Kauf nehmen.. Während die Drehzahl mit dem serienmäßigen Laderrad ca. 9.000 U/min liegt wird sie durch kleine Laderräder auf bis ca. 14.500 U/min erhöht! Dies bedeutet extreme Belastungen von Wellen, Lagern und Dichtungen.

Ein größerer oder zusätzlicher Ladeluftkühler kann den Wirkungsgrad und die Klopfneigung des Motors verbessern und eine Leistungssteigerung bewirken. Auch termisch gesehen ist diese Maßnahme der Motorlebensdauer förderlich. Diese Absenkung der Einlasslufttemperatur wird beim G60-Tuning immer empfohlen.

Verschiedene Tuningfirmen bieten ein Leistungskit bestehend aus Ladedruckerhöhung und angepasstem Kennfeld (Chiptuning), an. Durch diese relativ einfache und preiswerte Tuningmaßnahme werden etwa 30 Mehr-PS erzielt. Man sollte aber beim Chiptuning kritisch sein, den nicht jeder angebotene Chip stammt von seriösen Anbietern und ein kapitaler Motorschaden kann die Folge sein.
Chiptuning sollte man nur bei Anbietern, die auch eine umfangreiche Garantie anbieten und einen guten Ruf haben, durchführen lassen. Es kann nicht schaden, vor dem Kauf im Corradoforum sich die Erfahrungsberichte durchzulesen.

Es wurden über 100.000 G-Lader für die Modelle Corrado, Polo, Passat und Golf gebaut. Die Zuverlässigkeit des Serien-G-Laders (also ohne kleinerem Laderrad / Chiptuning) ist viel besser wie der leider schlechte Ruf, der in den Jahren 1988-1990 zustande kam. Nach Aussage von VW liegt die Schadenshäufigkeit von serienmäßig betriebenen G-Ladern unterhalb derer von Turboladern.

ACHTUNG ! Den kleinen Zahnriemen von der G-Lader-Antriebswelle zur Hilfswelle regelmäßig auf Beschädigungen prüfen und rechtzeitig austauschen.
Die Meinungen wann dieser Zeitpunkt erreicht ist, gehen stark (zwischen 50.000 und 80.000 km) auseinander Empfehlenswert ist evtl. auch eine Generalüberholung (z.B. die Dichtleisten aus Bronze-Verbundwerkstoff, Lager und Dichtringe) des Laders.
Da auch der G-Lader, wie alle mechanischen Teile, einem Verschleiß unterliegt, ist eine regelmäßige Wartung wichtig, weil viel billiger als ein defekter Lader. 
Leider werden von einigen Firmen minderwertige Standard-Teile angeboten und verbaut, die für die Belastungen des G-Laders nicht geeignet sind. Auch diese Thema wurde schon mehrfach ausführlich im Corrado-Forum diskutiert.

Meine persönliche Meinung zur oft diskutierten Defektanfälligkeit der G-Lader:
Ich finde der G-Lader-Motor passt von seiner Charakteristik hervorragend zum Corrado.

Der G60 ist eigentlich DER CORRADO.

Es ist eine Tatsache, dass die ersten Baujahre auch Qualitäts- und Leistungsprobleme hatten. Die darauf hin von VW durchgeführten Verbesserungen erhöhten die Lebensdauer der G-Lader zumindest auf Turboladerniveau. Selbst Mercedes war nach internen Untersuchungen nahe dran die G-Lader von VW für, ich glaube, für den den SLK, zu kaufen. Das sich Mercedes dann doch für den Kompressor entschieden hat, ist aber keine Überraschung, da selbst der damalige VW-Chef Ferdinand Piech keine zwei unterschiedliche Aufladungetechniken im Konzern haben wollte und dem billigeren Turbo gegenüber dem nur bei VW selbst hergestellten G-Lader favorisierte.
Wahrscheinlich sind sehr viele G-Lader durch Tuning außerhalb der Spezifikationen betrieben worden und werden es noch. Da wundert es nicht besonders, wenn es dadurch häufig Defekte gibt. Selbst die, die nicht mit einem kleinerem Laderrad den G-Lader antreiben, wissen nicht immer sicher, ob nicht der Vorbesitzer kurz vor dem Verkauf erst zurück gebaut hat.
Die wenigsten G60 Gebrauchtwagenkäufer beherzigen den Rat der Spezialisten, den G-Lader begutachten und ggf. überholen zu lassen.
Dann kommen noch die dazu, die den Spirallader selbst zerlegen oder vom Freund, der Kfz-Mechaniker (bei irgendeiner Werkstatt ...?) ist, bearbeiten lassen. Alle möglichen ungeeigneten Dichtungen kamen schon in defekten G-Ladern  zum Vorschein. Nichts dagegen die G-Laderüberholung selbst zu machen, aber die Erfahrung zeigt, dass dabei viele Fehler gemacht wurden, die dann den endgültigen Tod es Laders bewirkten.

Meine Überzeugung ist deshalb, dass der G-Lader wesentlich besser als sein Ruf ist und der unbestreitbare schlechte Ruf mit den ersten Exemplaren, aber überwiegend mit "Bastelarbeiten" am Lader und "Tuning", zu tun hat. In den serienmäßig betriebenen Lader hätte ich immer noch genau so viel Vertrauen wie in einen Turbo. Vielleicht sogar mehr. Ich würde mir, auch jederzeit, wenn's denn möglich wäre, einen Sportwagen mit G-Lader neu kaufen.

Bildquelle: Volkswagen

Tipp: Auf den Einbau von Originalteilen bestehen. Bei einem Kauf eines G60 vorher eine Leistungsmessung durchführen lassen. Gute Leistungsdaten sind zwar keine Sicherheit vor Defekten, aber bei schlechten Werten sollte man auf jeden Fall die Kosten für eine Laderüberholung mit einkalkulieren.

Tipp: Fragen und Anwtorten rund um den G-Lader, wie vorbeugende Wartung, Reparatur, Originalteile, Dichtungen usw. werden im Corrado-Forum diskutiert. Dort sind auch einige Spezialisten vertreten.

Der G60-Motor ist laut VW-internen Berichten in der Herstellung teurer als der Sechszylindermotor VR6

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