Chiptuning


corrado chiptuning zeichnung
Viele Corrado-Fahrer haben den Wunsch nach kostengünstiger Mehrleistung.
Das sogenannte Chiptuning verspricht hier teilweise wahre Wunder. Durch Berichte über geschmolzene Kolben und andere Defekte im Zusammenhang mit den Manipulationen an der Elektronik ist aber auch eine gewisse Unsicherheit bei vielen Umrüstwilligen zu verzeichnen. 
Eigentlich wäre diese Art der Leistungssteigerung ideal:
Keine Eingriffe in die Motormechanik wie beim konventionellen Tuning mittels Hubraumvergrößerung, scharfer Nockenwelle, Ventile bearbeiten usw. Doch auch das Chiptuning hat seine Tücken.Das Ziel des Chiptunings ist in der Regel eine Motormehrleistung oder eine Drehmomenterhöhung oder beides zusammen. Mögliches Ziel, aber selten realisiert, ist es bei Beibehaltung der serienmäßigen Leistungsdaten, eine Verbrauchsreduzierung zu erzielen. Teilweise berichten aber Fahrer von chipgetunten Corrados auch von einer Reduzierung des Verbrauches bei gleichzeitiger Leistungserhöhung. Während der Leistungszuwachs auf einem Prüfstand leicht und kostengünstig gemessen werden kann, sind die Angaben über den Verbrauch meist sehr subjektiv und nicht beweisbar.
Ich persönlich glaube den Vertretern der "Chipfraktion" nicht, dass sich trotz Mehrleistung und einem erhöhtem Drehmoment und dessen Ausnutzung, der Spritverbrauch und die Abgasmenge reduziert". Wo soll Mehrleistung ohne ein Plus an Benzinverbrauch herkommen und wie soll die Abgasmenge reduziert werden, wenn mehr Benzin verbrannt wird ? Möglich halte ich allerdings eine geringe Einsparung im Teillastbereich.
 

Technik des Chiptunings

In unseren Corrados werden elektronische Steuergeräte (Digifant beim G60, Bosch KE-Motronic beim 16V und Bosch Motronic M2.9 beim VR6) eingesetzt, die eine logische Weiterentwicklung der mechanisch gesteuerten Einspritzung, wie z.B. im Einser Golf GTI (K-Jetronic) verbaut, darstellen.
Der Mikrocomputer im Steuergerät bekommt von verschiedenen Sensoren zünd,- und einspritzabhängige Parameter wie z.B. Luftmenge, Luftdichte, Drehzahl, Kühlwassertemperatur, Außentemperatur, Öltemperatur, Ladedruck, Treibstoff, sowie Daten vom Nockenwellensensor, Klopfsensor, Lambdasonde  und weitere Daten.
Damit werden mittels dem im EPROM gespeicherten Kennfeld die optimalen Werte für den Zündzeitpunkt, sowie die optimale Benzinmenge berechnet.
 
Beim Chiptuning geht man davon aus, dass die serienmäßige Programmierung des Kennfeldes durch den Hersteller eine Kompromisslösung ist. Angeführte Gründe sind z.B.:
Die Abstimmung auf soll
  • für unterschiedliche Märkte (Deutschland, USA usw.) passen, 
  • Fertigungstoleranzen ausgleichen,
  • für unterschiedliche Fahrgewohnheiten passen,
  • Verbrauchs - und abgasoptimiert sein,
  • unterschiedliche  Kraftstoffqualitäten 
  • Sicherheitsreserven bieten.
Durch geschickte Veränderung des Kennfeldes können die Toleranzen eingeengt und der Ablauf optimiert werden um die angestrebten Ziele Leistungserhöhung, Drehmomentverbesserung und Verbrauchsreduzierung zu erreichen. Einfache Lösungen erhöhen lediglich die Benzineinspritzmenge und heben die Drehzahlbegrenzung auf. Die besseren Lösungen berücksichtigen alle Parameter, teilweise auch, dass eine Fehlersuche mittels Fehlerspeicher noch funktioniert.
Der Einbau in die Corrado-Steuergeräte ist relativ einfach wenn der EPROM schon auf einem Sockel sitzt, etwas komplizierter und fehleranfälliger wenn das Bauteil eingelötet ist. Generell sollte man, wenn man die Arbeiten nicht gleich beim Chiptuningspezialisten durchführen lässt, die üblichen Vorsichtsmaßnahmen beim Arbeiten an Elektronikkomponenten wie z.B. Erdung, beachten oder gleich einen Fachmann mit dem Einbau beauftragen.

 

Sinnvoll ?

Ob Chiptuning sinnvoll ist hängt von vielen Faktoren ab.
 
 
  Chip-
tuning

sinnvoll?
Chip-
tuning

fraglich?
Anmerkung
Corrado soll serienmäßig bleiben.   X  
Saugmotor und keine weiteren Tuningmaßnahmen geplant oder schon realisiert   X Bei Saugmotoren ohne weitere Tuningmaßnahmen ist Chiptuning in der Regel nicht spürbar. Ein Leistungszuwachs wird normalerweise erst ab mindestens 12% der Ausgangsleistung wahrgenommen.
Mehr als max. 5% Leistungszuwachs durch Chiptuning ist beim VR6 unrealistisch oder sehr gefährlich.
Schon hohe Motorlaufleistung   X Risiko von Motorschäden
G60 - Motor mit kleiner bis mittlerer Laufleistung X   .. aber auch da gibt es gute und sehr schlechte Ware!
Saugmotor mit Sportabgasanlage, Fächerkrümmer, Saugrohrbearbeitung, Scharfe Nockenwelle X   wenn das Kennfeld speziell auf diese Tuningmaßnahmen abgestimmt und optimiert wurde. Dies ist aber aufwändig und teuer.

Chiplieferant unbekannt/keine Firmenadresse und/oder keine positiven Langzeit-Erfahrungen aus dem Corrado-Forum bekannt.

  X

Überprüfen: Bekanntheitsgrad, Erfahrungen, Langzeiterfahrungen, Garantie, Rücknahme, Preis, Eigene Homepage mit Adresse Telefonnummer, Erreichbarkeit usw.

Chip von ebay - keine Firmenadresse

 

Von Tuningchips, die in Auktionen angeboten werden, ist in den allermeisten Fällen abzuraten.

 

Risiko

Ein Risiko ist mit einem neuen Chip aber immer verbunden. Mann weiß ja eigentlich nie, ob die geänderten Kennfelder wirklich nicht zu Lasten der Lebensdauer gehen.
Folgende Risiken fallen mir da ein:
  • Im neuen Chip sind die Schutzfunktionen wie z.B die Zylinderselektive Kopfregelung verändert oder ausgeschaltet.
  • Der Fehlerdatenspeicher funktioniert nicht mehr.
  • Schlechte Programmierung wie Z.B. zu lange Einspritzzeiten können die Kolben zerstören.
  • Zu Primitive Veränderungen wie z.B. nur eine höhere Luftmenge 'simulieren' und dadurch eine höher Rußentwicklung riskieren.
  • Vollgasfestigkeit und Temperaturverhalten

Achtung

Der Einbau eines geänderten EPROMS bedeutet den Verlust der ABE!  Wer die Ausgabe für eine TÜV-Abnahme scheut und mit "Schwarz-Tuning" ohne ABE über die Straßen fährt, geht ein weiteres, nicht unbeträchtliches Risiko ein. Chiptuning ist für den Fachmann oder Gutachter leicht zu erkennen und kann im Falle eines Unfalls gravierende Folgen haben. 
 

 Kosten und Seriosität

Vielleicht ist es ein Frage der Seriosität. Bei sehr günstigen Angeboten stelle ich mir und dem Anbieter die Frage, wie finanziert er seine Einrichtungen um optimale Chips für den Corrado zu entwickeln. Programmierung, Test, Prüfstand, Dokumentation und Garantieabwicklung usw. kosten Geld. Bei Angeboten von teilweise unter 100 Euro würde ich mich erst mal persönlich vergewissern ob dieser Anbieter überhaupt die entsprechenden Kompetenzen, Erfahrungen und Ausrüstungen hat. Jeder Amateur kann auf dem Küchentisch EPROMS kopieren ! Dann schnell noch eine Homepage nacht Vorlage eines anderen Chipanbieters erstellt und schon beginnt der große Reibach! 
Natürlich und zum Glück gibt es auch seriöse Anbieter mit solider Arbeit. 
Macht Euch im Corrado-Forum schlau.
 

Meine Erfahrungen mit Chiptuning G60/VR6

G60 Bj. 4/90: Auf dem ersten Corrado-Treffen 1997 in Wolfsburg lernte ich Dipl.-Ing Gerd H. kennen, der seinen Corrado-Kofferraum zu einem Chiptuning-Labor umgebaut hatte. Er bot mir an, unterschiedliche Chips zu testen. Da ich mehr Wert auf eine Drehmomentverbesserung als auf eine Steigerung der Höchstgeschwindigkeit legte, wurde nach jedem Austausch von einer Variante des EPROMs die Beschleunigungszeit im 4. Gang von 80 auf 120 km/h ermittelt. Der Chip, der die besten ( 2 Sekunden besser als Serie) Werte lieferte, bekam den Stammplatz in meinem G60 Baujahr 4 / 90.
Die schon bei meinem Corrado serienmäßig sehr gute Höchstgeschwindigkeit (Serienstreuung deutlich nach oben), änderte sich eigentlich kaum. Evtl. 2-5 km/h besser, aber das ist eher ein subjektiver Eindruck. Genau so subjektiv ist der vermutlich etwas (0,2-0,3 Liter) geringere Benzinverbrauch. Allerdings wurde nur noch Super Plus getankt, was ja auch ohne Chiptuning einen leicht geringeren Verbrauch bedeuten kann.
Die wirklich spürbare Verbesserung zeigte sich also nicht in einer Erhöhung der Maximalwerte (Vmax. oder Beschleunigung 0-100km/h)  sondern eher im Alltagsbetrieb. Überholvorgänge im 3. Gang erfolgten deutlich zügiger.
 
VR6 Bj. 6/94: Etwas schwieriger ist eine Aussage zum Chiptuning bei meinem VR6 zu treffen. Wie oben schon beschrieben bringt das Chiptuning in einem Saugmotor nicht besonders viel, wenn keine weiteren Tuningmaßnahmen erfolgen oder geplant sind.
Das Tuning meines VR6 wurde an einem Tag (7 Stunden) beim damalig sehr bekannten Tunner Hartmann in Stuttgart durchgeführt und beinhaltete Saugrohrerweiterung, Edelstahl-Fächerkrümmer, Sportabgasanlage und Chiptuning .
Es ist für mich nicht möglich zu sagen was das Chiptuning ohne die weiteren Maßnahmen gebracht hätte (Vermutlich nichts spürbares).
Jedenfalls haben die durchgeführten Arbeiten plus K&N Flachfilter und Erhöhung der Luftzufuhr "nur" eine Verbesserung um 18 PS, bei allerdings sehr hohen Einlasslufttemperaturen von 30 Grad, ergeben. Die versprochene Mehrleistung von 25 PS ist trotzdem bei normalen Temperaturen realistisch. Unrealistisch halte ich dagegen, nur mit Chiptuning 20 Mehr-PS beim VR6 zu erreichen, jedenfalls nicht ohne der Gefahr einer "Kolbenschmelze".
 
© K.Schwarzstein

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