Sportwagen der Corrado-Klasse - ein Vergleich

Die Corrado - "Freunde" :-)

 

 

sportwagen der80 95erVergleich der Sportwagen in der Corrado-Klasse

Als der Corrado 1988 das Licht der Welt erblickte, hatten ihm die Väter von VW und Karmann einiges mit auf die Straßen gegeben, welches den VW-Sportwagen positiv von anderen absetzte. Der Corrado war zwar eigentlich als der direkte Nachfolger des Scirocco geplant, wurde es aber erst mal nicht, denn beide Modelle wurden 5 Jahre parallel gebaut.
Erst den "kleinen" Einstiegs-Corrado mit dem 115 PS GTI-Motor kann man evtl. als Scirocco-Nachfolger bezeichnen, da er auch preislich in etwa in den Bereich der letzten Scirocco's kam. Sicherlich war es ein Fehler, die günstige 115 PS-Variante so spät - zu spät - auf den Markt zu bringen.
Der letzte Scirocco lief im September 1992 vom Band, drei Jahre später der letzte Corrado.

Leider behielten die Kritiker recht, die schon vor der Auslieferung der ersten Corrados, VW drei strategische Fehler vorwarfen:

  1. Verwirrende, finanziell und betriebspolitisch problematische Doppelbelastung mit zwei Fahrzeugen( Scirocco und Corrado) im annähernd gleichen Marktsegment.
  2. Der Rückzug aus der Klasse der preiswerten Sportcoupés (keine günstiges Einstiegsmodell zum Serienbeginn)
  3. Anstatt die relativ markentreue Scirocco-Kundschaft zu befriedigen, positionierte man den Corrado in einer Preisklasse, in dem schon das Audi Coupe vertreten war.

Der Corrado hat eine zwar kleine, aber überwiegend motivierte und zufriedene Fan-Gemeinde gefunden.

Mit dem Namen Corrado wird meistens auch der G-Lader in Verbindung gebracht. Der G-Lader, beim Corrado der G60, ist eine technische Meisterleistung, die beim Erscheinen, überwiegend zum lange etablierten Turbolader, in Konkurrenz stand.
Unter den 1989 verfügbaren Sportwagen in der Leistungsklasse um 160 PS war die Konkurrenz eher spärlich. Bis 1990 kamen jedoch einige Modelle auf den Markt. Vertreter in dieser Klasse waren der Corrado G60, Nissan 200SX Turbo mit 169 PS, der Toyota MR2, das Audi Coupé 2,3 20V, der Opel Calibra 16V und der Honda CRX VTEC.

Modell
PS bei
U/min
max. Drehmo-ment
bei
U/min.
Kolben-
geschwin-dig
keit
bei Nenn-

drehzahl
Motor-
Konzept
Ge-wicht
in kg
Besonderheiten
Corrado
G60
160/
5600

225/4000

16,1 m/s 1,8 Liter
4 Zyl. 2V
G-Lader
1157 trotz niedriger Drehzahl und niedriger Kolbengeschwindigkeit ein hohes Drehmoment und eine ungewöhnlich gleichmäßige Kraftentfaltung.
Corrado
16V
136/
5800
180/4400 18,0 m/s 2.0 L
4 Zyl. 4V
1175 sehr kultivierter 16V-Motor, dessen Basis schon viele Evolutionsstufen durchlief.
Hohe mittl. Kolbengeschwindigkeit
Corrado
2.0
115/
5400
166/3200 16,7 m/s 2.0 L
4 Zyl. 2V
1135 langlebiger, problemloser Motor, für die 115 PS erstaunlich gute Beschleunigungswerte.
Corrado
VR6
190/
5800
245/4200 17,5 m/s 2,9 L
6 Zyl. 2V
1210 Sehr kompakter 6 Zylinder mit einem V-Winkel von nur 15 Grad.
mit unterschiedlichen Leistungsstufen z.B. auch im Golf, Passat, Sharan, bei Mercedes und Ford eingesetzt .
Audi Coupe 2.3 20V
167/
6000
216/5400 17,2 m/s 2,3 L
5 Zyl. 4V
1250 Komfortbetontes, sehr gut verarbeitetes Sportcoupé mit guten Platzverhältnissen
Opel
Calibra 16V
150/
6000
196/4800 17,2 m/s 2.0 L
4 Zyl. 4V
1289 sehr guter cw-Wert, günstiger Verbrauch
Nissan 200 SX Turbo
169/
6400
224/4000 17,8 m/s 1,8 Liter
4 Zyl. 4V
Turbo
1247 Gute Beschleunigungswerte,
sehr hoher Verbrauch, eingeschränkte Alltagstauglichkeit
Toyota
MR2
156/
6600
186/4800 18,9 m/s 2.0 L
4 Zyl. 4V
1226 Zweisitzer mit Mittelmotor, etwas laut, geringer Grenzbereich.
Honda
CRX VTEC
150/
7600
144/7100 19,6 m/s Front 1025 max. Drehmoment erst bei 7100 U/min ! Variable Ventilsteuerung, schwierig im Grenzbereich.


Besonders bemerkenswert ist, dass der Corrado G60 als Zweiventiler mit nur 1.8 Liter Hubraum und einer Drehzahl von nur 5600 U/min gute 160 PS liefert. Für vergleichbare Leistungen mussten die Motorkonstrukteure der anderen Firmen auf Vierventiler, größeren Hubraum, Turbolader und höhere Drehzahlen zurückgreifen.
Dabei liegt die mittlere Kolbengeschwindigkeit des G60-Motors selbst unter dem des 2.3 Liter großen Audi 5 Zylinders, was der mechanischen Belastung des G-Ladermotor's natürlich positiv zugute kommt. Mehr dazu im Beitrag über die Kolbengeschwindigkeit der Corrados.

Die serienmäßigen Fahrwerksqualitäten des Corrado's sind wohl, wie die vielen Testberichte beweisen, über jeden Zweifel erhaben. Dass die Entwickler beim Corrado scheinbar schon weiter waren, als 10 Jahre später z.B. die Konstrukteure des Audi TT, beweisen Presseberichte(05/99), wonach die ersten TT's durch das damalige spoilerlose Heck, bei hohen Geschwindigkeiten soviel Auftrieb erhielten, dass in schnell gefahrenen Kurven das Fahrverhalten in den kritischen Bereich kam und durch eine Rückrufaktion die TT's mit Heckspoiler nachgerüstet werden mussten.
Das dies beim Corrado nicht auftreten kann, dafür sorgt der automatisch ausfahrbare Heckspoiler, der den Auftrieb an der Hinterachse um 64% reduziert. Dieser Spoiler ist auch für den tadellosen Geradeauslauf bei über 200km/h mit verantwortlich.

Als VW zum Modelljahr 92 den Sechszylinder im Corrado präsentierte, war die Konkurrenz erneut ins Hintertreffen geraten. Lediglich die Japaner konnten einen Sechszylinder im neuen Mazda MX-6 vorweisen. Der große Test in der Auto Bild 08/92 ergab folgendes Ergebnis (ohne den Testpunkt Kosten):

TestAutoBild08 92
Anmerkung
: Der Corrado VR6 wird zwar mit einem Punkt Rückstand 'nur' Zweiter. Betrachtet man aber wo er die Punkte gegenüber dem Mazda verloren hat, ergibt sich nur die Bewertung im Feld Karosserie/Innenraum als Nachteil. Dabei verliert der Corrado beim Platzangebot und beim Kofferraum jeweils einen Punkt, bei der Rundumsicht und der Bedienbarkeit zwei Punkte und gewinnt einen Punkt bei der Verarbeitungsqualität (Bestwert).
Wer also viel Wert auf Fahreigenschaften, Fahrkomfort, Motor/Getriebe und Geschwindigkeit auf kurvenreichen Strecken legt, für den ist der Corrado eindeutig der Testsieger.

Das gute Testergebnis ist auch deshalb so bemerkenswert, weil der Corrado ja einige Jahre früher entwickelt wurde als die Konkurrenten.

Dass man mit einem sehr guten Fahrwerk auf kurvenreichen Strecken auch gegen PS-stärkere Autos bestehen kann zeigte der Corrado auf der 22 km langen Nordschleife als er mit der schnellsten Zeit sogar den Opel Calibra Turbo mit Allrad knapp auf den zweiten Platz verwies.

Bewertung: 5 / 5

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