Wie tief? Tieferlegung und die Auswirkungen
Im Corrado-Forum kann man Erfahrungen von Corradofahrern nachlesen. Es lohnt sich vor dem Kauf genau zu überlegen was man bezwecken will, weil man immer einen Kompromiss eingehen muss. Ein komfortables Fahrwerk für die Rennstrecke gibt es ebensowenig wie ein plomben- und wirbelsäulenschonendes sportlich hartes Fahrwerk.
Egal? Federn und Dämpfer oder Schraubfahrwerk
Auch von dem Austausch der Serienfedern gegen Sportfedern rate ich ab, wenn nicht gleichzeitig, die zu den Federn passenden Sportdämpfer mit getauscht werden.
Natürlich schwärmen die meisten von ihren Fahrwerksveränderungen, aber ich habe auf den Corrado-Treffen auch genügend Corradofahrer getroffen, die zugaben, dass sie viel Lehrgeld gezahlt haben. Am sichersten ist man mit einem (leider nicht billigem) Komplettfahrwerk, da der Hersteller zumindest eine optimale Abstimmung zwischen Feder und Dämpfer gewählt hat.
Glaubt mir - ein Billigfahrwerk erfüllt nicht die Anforderungen an die Sicherheit und ist ziemlich sicher schlechter als das Serienfahrwerk !
Früher oder später verkaufen es viele wieder und kaufen dann doch was vernünftiges.
Billig kann oft sehr teuer werden !
Schraubfahrwerke: Sie kosten einiges mehr wie die nicht einstellbaren Fahrwerke bieten dafür aber den Vorteil, dass Tieferlegung, Härte usw. einstellbar sind. Doch mal ehrlich - wer verfügt schon über die Erfahrung um solch ein Fahrwerk aus Sicherheitsaspekten optimal einstellen zu können. Schrauben nach der Methode "Versuch und Irrtum" ist eigentlich keine seriöse Vorgehensweise und die Ergebnisse sind eher zufällig.
Deshalb ist die klassische Methode mit einem guten, vom Hersteller getesteten und optimal abgestimmten Fahrwerk eine Überlegung wert.
Bei gut abgestimmten Fahrwerken kann, auf der Rennstrecke, gegenüber dem Serienfahrwerk, eine um etwa 5% höher Kurvengeschwindigkeit erzielt werden.
Selbst bei 40 mm ist noch genug "Luft" um das Fahrwerk auch etwas komfortabler einzustellen.
A bisserl was geht immer Tiefer und Breiter
Vorsicht:
Nachträgliche Umbauten bewirken leider oft das Gegenteil von dem was man sich erwartet. So haben schon einige Fahrwerksänderungen das Fahrverhalten deutlich verschlechtert. Besonders übertriebene Tieferlegung und extreme Reifen- und Felgenbreiten verbessern eventuell und je nach Betrachtungsweise nur die Optik. Der Fahrkomfort bleibt dabei oft unberücksichtigt.
Manche haben immer noch die irrige Ansicht, dass nur ein hartes Fahrwerk auch ein sportlich zu fahrendes Fahrwerk sei. Erfahrungen von vielen Corradofahrern bestätigen, dass eine Tieferlegung (am besten mit Komplettfahrwerk von max. 45mm und eine Reifen/Räder-Kombination von 215/45 oder 215/40 auf 7 oder 7,5 Zoll Rädern eine leichte Verbesserung des Fahrverhaltens bewirken kann. Einige, die darüber hinaus (noch tiefer und breiter) geändert hatten, haben teilweise wieder zurück gerüstet.
Den VW-Technikern ist mit der Serienabstimmung ein guter Kompromiss zwischen Fahrverhalten, Komfort und Alltagstauglichkeit gelungen.
Kompromiss 25 mm tiefer und 15% härter
Ein guter Kompromiss hinsichtlich Sicherheit, Alltagstauglichkeit und sportlich straffer Abstimmung war das Bilstein-Fahrwerk B12 BTK . Die angegebene Tieferlegung im Bereich ca. 25-30 mm und eine um ca. 15% straffere Abstimmung im Vergleich zum Serienfahrwerk bedeutete eine gute, problemlose Kombination aus sportlichem Fahrverhalten, Alltagstauglichkeit und Optik.
Dieses Fahrwerk war von 2001 bis 2023 in meinem VR6 eingebaut. Die Höhenmessung beim CCG-Jahrestreffen 2003 ergab mit neuen Reifen (8mm Profil) 205/50 ZR 15 eine Gesamtfahrzeughöhe von 1277 mm. Dies ist, wenn die Messung stimmt, etwas tiefer als vom Hersteller angegeben.
Nachtrag: Leider wird dieses Fahrwerk vom Hersteller nicht mehr angeboten (Stand 10/2007)
Im September 2023 wurde das Fahrwerk durch ein KW ausgetauscht.
Manche sage dazu auch Country-Corrado
Zufrieden. Hervorragendes Fahrverhalten und genug Restkomfort
Blickwinkel Wie tief ?
Eine theoretische Berechnung von Tieferlegungen in Abhängigkeit der Räder gibt es hier: Tiefer/Breiter
Tieferlegungen im Bereich bis zu 60-100 mm (oft Keilform) dienen überwiegend der Optik . Die negativen Veränderungen der Achsgeometrie können auch nicht durch den Vorteil eines tieferen Schwerpunktes ausgeglichen werden. Fahrkomfort und die Alltagstauglichkeit sind stark eingeschränkt und die Fahrsicherheit ist fast immer stark negativ verändert und damit fährt man, auch mit TÜV-Abnahme, mit einem erhöhten Sicherheitsrisiko.
Übrigens zum Thema TÜV-Abnahme. Um sicherzugehen, dass es keine Probleme mit der neuen Tieferlegung gibt, kann man vorher testen ob der Corrado mittig ein Hindernis (Styropor o.ö) mit 11 cm Höhe und 80 cm Breite berührungslos überfahren kann.
Auch das noch Belastung
Nicht die Optik ist entscheidend für ein gutes Fahrverhalten !
Bei den Corrado-Modellen gab es nie breitere Räder als 6,5 Zoll ab Werk. Ich persönlich habe jedenfalls Bedenken, bei Rädern größer 7,5 Zoll. Es wird dabei ja nicht nur die Achs- und Lenkgeometrie verändert, sondern das Gewicht der ungefederten Massen steigt auch an. Von den sonstigen Problemen wie Rostschutz, Geradeauslauf, Spurrillenempfindlichkeit oder Komforteinbußen ganz zu schweigen.
Kompromiss finden Suche nach der optimalen Einstellung
Zusammenhänge Das sollte man wissen
Veränderungen am serienmäßigen Fahrwerk des Corrados sollten gezielt und mit den entsprechenden Kenntnissen durchgeführt werden.
Die grundsätzlichen Zusammenhänge sollten beachtet werden:
-
Zugstufe der Stoßdämpfer (*1)
- Druckstufe der Stoßdämpfer (*1)
- Härte der Federn
- Härte der Stabilisatoren
- Einfederweg
- Fahrzeugeinstellung Spur, Sturz- Schräglaufwinkel
- Einfederweg der Achsen
- Einstellung des lastabhängigen Bremskraftreglers
- Luftdruckunterschiede zwischen den Reifen der Vorder- und Hinterachse
(*1)Nur bei wenigen Fahrwerken einstelbar, z.B. KW Variante 3
- härteren Stabi vorne
- weicheren Stabi hinten
- härtere Federn vorne
- weichere Federn hinten
- härteren Stabi hinten
- weicheren Stabi vorne
- weichere Federn vorne
- härtere Federn hinten
- Luftdruck zu niedrig
- Hinterachsfeder oder Stabi zu hart
- Hinterachseinfederweg zu gering
- Zugstufe der Hinterachsstossdämpfer zu hart
Härtere Stabi's haben den Vorteil, dass sie bei einseitigem Einfedern die Rollneigung der Karosserie vermindern. Dies geht jedoch zu Lasten des Federungskomfort bei parallelem Einfedern.
Spurplatten Distanzscheiben:
Mit Distanzscheiben (Spurplatten) verschlechtert sich nicht nur Wendekreis und der Geradeauslauf. Wenn z.B. die hintere Spurweite des Corrados z.B. durch Verwendung von Distanzscheiben nur auf der Hinterachse, gleich oder gar größer wie die Spurweite auf der Vorderachse wird, kann es gefährlich werden !
Hier ein Auszug aus der AutoBild zum Thema Distanzscheiben:
Herr Fretschner von BMW:
" Distanzscheiben beeinträchtigen die Achskinematik. Der Lenkrollradius verändert sich und der Hebelarm für Störkräfte wird größer. Entsprechende Nachteile im Fahrverhalten und Verschleiß müssen in Kauf genommen werden."
Denkste TÜV-Verantwortung:
"Mein Fahrwerk wurde vom TÜV abgenommen!"
Wer glaubt, dass der TÜV durch seine Abnahme eine Verantwortung bei einem Unfall, verursacht oder mitverursacht durch die Fahrwerksänderungen, übernimmt liegt falsch. Es wird nicht überprüft, ob die Rad- und Achsaufhängung, die durch die geänderte Rad-Reifenkombinationen oder anderen Dämpfer-Federkombinatinen verursachten Mehrbelastung tatsächlich aufnehmen kann. Der TÜV akzeptiert und erteilt die Freigabe z.B. auch bei Änderungen, die das Werk ausdrücklich ablehnt. Trotzdem ist bei Veränderungen an den Fahrwerksteilen eine TÜV-Abnahme sehr wichtig, denn ohne den TÜV-Segen zahlt keine Versicherung bei einem Unfall, wenn der Grund bei den geänderten Komponenten nachgewiesen werden kann.! Letztendlich ist der Corradobesitzer selbst verantwortlich.
Tipp Tipp
Wichtig Hinweis
Achtung: Durch eine Tieferlegung der Karosserie kann es zu einem gefährlichen Überbremsen der Hinterräder bei Vollbremsungen kommen!!! Der lastabhängige Bremsdruckregler (Bremsregelventil, Bremskraftregler) ist auf der Fahrerseite hinten an der Unterseite der Karosserie angeschraubt und mittels Feder mit der Hinterachse verbunden. Einstellungen sollten unbedingt nur von Fachleuten überprüft und ggf. korrigiert werden.
Trotz des guten Fahrwerks:
Ausserhalb der Rennstrecke nicht bis an den Grenzbereich heranfahren!